Sorbische Traditionen in der Gemeinde Boxberg/O.L.
Im Jahre 1912 gründeten Vertreter von 31 sorbischen Vereinen, den Dachverband der Sorben in der Lausitz, die Domowina. Unter ihnen war auch der sorbische Sprachwissenschaftler und damalige Nochtener Pfarrer Bogumil Šwjela (Gotthold Schwela). Eine Gedenktafel in der Nochtener Kirche erinnert heute an ihn.
Man hatte einen Verein erschaffen, mit dem die heute rund 60.000 Sorben als anerkannte nationale Minderheit ihre Interessen gegenüber dem Staat fordern konnten. Dazu gehört die Pflege und Förderung von Sprache und Kultur, der Sitten und des Brauchtums, ebenso wie die touristische Vermarktung ihrer Heimat. In dem zweisprachigen Siedlungsraum sind öffentliche Einrichtungen, Orts- und Straßenschilder, sowie Briefbögen und Siegel der Verwaltung zweisprachig gekennzeichnet.
In unserer Gemeinde wirkt die Domowina-Ortsgruppe Nochten als Teil des Dachverbandes Domowina-Bund Lausitzer Sorben e.V. Dieser beging im Jahr 2012 mit vielen Veranstaltungen den 100. Jahrestag seines Bestehens. Die Ortsgruppe Nochten wurde im Jahr 1946 gegründet. Sie pflegt die sorbischen Bräuche, wie Kirmesveranstaltungen, Fastnacht und das Verzieren von Ostereiern und organisiert auch Veranstaltungen mit sorbischen Inhalten, wie z.B. Buchlesungen, Dia-Vorträge und das Herbstkonzert.
Die sorbische Sprache, deren Erhalt und Entwicklung das Hauptziel der Domowina darstellt, ist im öffentlichen Leben der Gemeinde weitgehend verstummt und wird an den Schulen auch nicht mehr unterrichtet.
In verschiedenen Gegenden der Lausitz hatten sich Trachtenregionen herausgebildet. Die Nochtener Tracht gehörte zur Trachtenregion des Kirchspiels Nochten-Sprey-Tzschelln. Sie war jahrzehntelang aus der Öffentlichkeit verschwunden. Auf Initiative der Domowina-Gruppe entstanden sechs neue Mädchen- und Frauentrachten, sowie sechs Kindertrachten. Sie werden heute zu bestimmten öffentlichen Anlässen getragen. Typisch sind hier Trachtenteile aus rotem Stoff, teilweise lange, weite Ärmel sowie die handgefertigten Lochstickereien der Kinnschleifen und bunte Bänder für die verschiedenen Hauben.
Bräuche und Kultur der Sorben sind in unserer Gemeinde Teil des öffentlichen Lebens. Die Kinder feiern zum Beispiel am 25. Januar die Vogelhochzeit. Sie stellen am Vorabend einen Teller nach Draußen. Als Dank für das Füttern der Vögel im Winter, finden Sie am nächsten Morgen Gebäck und Süßigkeiten.
Zur Faschingszeit ziehen Kinder und Erwachsene bunt verkleidet zum Zampern durch die Dörfer, singen Lieder und bekommen dafür süße Leckereien, Eier, Speck und Kleingeld für die Sparbüchse.
Das Verzieren von Eiern zum Osterfest ist der wohl bekannteste Brauch der Sorben. Das Ei symbolisiert die Fruchtbarkeit. Heute können Sie diese kleinen Kunstwerke auf zahlreichen Ausstellungen und in den Heimatstuben der Region bewundern.
Am 30. April wird in den Dörfern von den Männern, ohne maschinelle Hilfsmittel der Maibaum aufgestellt. An der Spitze ist eine Birke angebracht. Sie ist der erste Baum im Jahr dessen Blätter sprießen und somit den Frühling ankündigen. An ihr ist ein Wimpel oder ein typisch sorbisches Tuch befestigt. Am Abend werden große Reisighaufen verbrannt, obenauf oft eine gebastelte Hexe. Dieses Hexenfeuer soll den Winter austreiben, fruchtbares Land bringen und Schäden für Mensch und Tier abwehren.
Mitte Mai wird dann der Maibaum zu Fall gebracht. Die Männer des Ortes versuchen den Wimpel als Erster zu erreichen, um somit im Anschluss als „Maikönig“ gekürt zu werden.
Die sorbischen Traditionen sind Bestandteil des kulturellen Lebens in unserer Gemeinde.